
Unsere Anbaumethoden
An dieser Stelle möchten wir Dir kurz vorstellen, welche die grundlegenden Prinzipien sind nach denen wir in unserem Garten arbeiten.
Alle Prinzipien zielen darauf ab die natürliche Bodenbiologie zu schützen und zu stärken. Denn mit einer intakten Bodenbiologie wachsen auch gesündere Pflanzen, die uns wiederum gesündere Lebensmittel liefern.
Die grundlegenden Prinzipien lauten:

1. Kein Umgraben
In einem Liter (gesundem) Boden leben in etwa so viele Mikroorganismen wie Menschen auf diesem Planeten. Auch wenn das nach ziemlich engen Verhältnissen klingt, bleibt da noch für jeden Organismus genügend Platz, um sich den für ihn angenehmsten Ort zum Leben auszusuchen. Einige mögen es näher an der Oberfläche, andere in den dunklen Tiefen. Einige brauchen mehr Platz für ihre Fortbewegung, andere mögen es gemütlich und eng. Man kann sich leicht vorstellen, was das Wenden und Aufbrechen des Bodens, wie es beim Umgraben der Fall ist, für Auswirkungen auf die Bodenbiologie hat. Ein großer Teil der Lebewesen wird hierdurch mit Bedingungen konfrontiert, die Stress oder sogar Tod bedeuten. Wir möchten, dass sich die Bodenbiologie in unserem Garten wohlfühlt und somit ihrer natürlichen Arbeit nachkommen kann. Also belassen wir den Boden so gut es geht in seinem natürlichen Zustand und graben nicht um.
Außerdem können wir so auf den Einsatz eines Traktors verzichten. Sollte eine Lockerung oder Belüftung des Bodens nötig sein, greifen wir zur Grabegabel. Der Umbruch von Wiese zu Gemüsebeeten erfolgt mit Hilfe von Schichtmulch oder alten Silagefolien der umliegenden Bauern, die wir für mehrere Monate auf den entsprechenden Flächen auslegen.
2. Den Boden bedeckt halten
Genau wie alle anderen Lebewesen benötigen auch die Mikroorganismen im Boden Nahrung zum Überleben. Die Grundlage dafür besteht zu einem großen Teil aus Wurzelexudaten - ein Ausscheidungsprodukt der Pflanzen, das mit Hilfe der Photosynthese produziert wird. Bleiben Böden für längere Zeit brach liegen, versiegen die Nahrungsvorräte und die Bodenbiologie stirbt.
Für uns bedeutet dies, dass wir versuchen so oft wie möglich den Boden mit lebendigen Pflanzen bedeckt zu halten - sei es durch Kulturgemüse oder Gründüngung.
Sollte dies aus Planungsgründen einmal nicht möglich sein, da die nächste Kultur zum Befüllen der Gemüsekisten zum Beispiel erst einige Wochen später gepflanzt wird, der Zeitraum aber nicht für die Etablierung einer Gründüngung reicht, dann sorgen wir zumindest für eine Mulchschicht auf dem entsprechenden Beet. Diese gibt durch ihre Zersetzung Nahrung für die Bodenbiologie frei und bietet dem Boden außerdem Schutz vor Erosion, der ansonsten durch die lebendigen Pflanzen gegeben gewesen wäre.


3. Anteil an organischem Material erhöhen
Je größer der Anteil an organischem Material im Boden ist, desto besser eignet er sich für den Anbau von gesundem Gemüse. Denn das organische Material sorgt unter anderem für eine bessere Bodenstruktur, was die Ausbreitung der Wurzeln erleichtert, sowie für eine bessere Wasserhaltekapazität.
Um das organische Material im Boden zu erhöhen befolgen wir eine weitere wichtige Regel: Wurzeln im Boden belassen. Das bedeutet, dass wir bei der Ernte so oft es geht die Pflanzen knapp unterhalb der Bodenoberfläche abschneiden und eben nicht samt Wurzel herausziehen. Gute Beispiele sind hier Kopfsalat und Kohlrabi, aber auch Zucchini, Tomaten und Rucola.
Eine Ausnahme stellt das Wurzelgemüse dar, bei dem wir es auf die essbare Wurzel abgesehen haben. Da wir diese natürlich nicht im Boden belassen können, versuchen wir bei der Fruchtfolge darauf zu achten, dass keine zwei Wurzelgemüse hintereinander auf dem selben Beet angebaut werden.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass durch die Erhöhung des organischen Materials aktiv Kohlenstoff im Boden gespeichert wird, welcher andernfalls als Treibhausgas in der Atmosphäre schweben würde.
4. Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel
Wir geben uns viel Mühe beim Aufbau unserer Bodenbiologie und wollen nicht riskieren, dass wir unseren Fortschritt anschließend durch den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln wieder zunichte machen. Denn diese töten in der Regel ALLE Insekten/Bakterien/Pilze - also auch die guten.
Was tun wir also, um unsere Pflanzen zu schützen? Zum einen sind Pflanzen weniger anfällig für Ungeziefer und Krankheiten, wenn sie gesund sind und im Boden eine hohe Vielfalt an Mikroorganismen vorherrscht. Außerdem bedienen wir uns der Methoden der mechanischen Ungezieferbekämpfung durch das händische Absammeln oder den Einsatz von Vlies. Wir hoffen außerdem auf eine stetig größer werdende Unterstützung durch mehrjährige Insekten und Vögel, welche die einjährigen Gemüseungeziefer und Pilzkrankheiten dezimieren. Um dies zu beschleunigen pflanzen wir Heckenstreifen aus überwiegend heimischen Gehölzen, welche ein perfektes zu Hause für die willkommenen Arten darstellen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Pflanzenjauche oder effektiven Mikroorganismen, die die Ungeziefer nicht töten sondern ihnen den Aufenthalt vermiesen. Häufig hat die Jauche bzw. haben die effektiven Mikroorganismen selbst noch eine stärkende Wirkung auf die Pflanze.
Sollte all das einmal nicht helfen, gibt es noch Möglichkeiten wie das Einsetzen von Kieselgur, ein natürliches Pulver aus fossilen Algen. Viele Insekten, die mit Kieselgur in Berührung kommen, werden abgetötet, da sie sich durch die feinen Kristalle Verletzungen ihrer Haut zuziehen und quasi vertrocknen. Leider macht auch Kieselgur dabei keinen Unterschied zwischen Freund und Feind, doch wenn der Ernteverlust droht, müssen auch wir wirtschaftlich handeln. Da Kieselgur aber als natürliches Pulver rückstandsfrei vererdet und auch nicht flächendeckend eingesetzt wird, können die guten Insekten sich schnell wieder aus den benachbarten Beeten in die behandelten Beete ausbreiten.
